AUSSATZ
4. Mose Kap. 12,1-10
"Und Mirjam und Aaron redeten wider Mose wegen des kuschitischen Weibes, das er genommen hatte; denn er hatte ein kuschitisches Weib genommen.
Was war geschehen?
Mose hatte eine Farbige, wahrscheinlich eine Äthiopierin geheiratet.
Seine erste Frau war gestorben.
Der Lehre des Alten Testaments entsprach es nicht.
"Du sollst dich nicht mit ihnen (den Heiden) verschwägern".
Der Lehre der Rede des Wortes entsprechend meinten sie, diese beiden – sie waren ja im festen Glauben – die Heirat mit dem kuschitischen Weibe – einer Ausländerin – bei ihrem Bruder sei eine schwere und harte Verfehlung gegen Gott und damit gegen das Wort.
Sie meinten, sie hätten recht damit, Mose anzuklagen.
Ja, noch mehr, sie hatten es sogar schwarz auf weiß in ihren Händen. Mirjam und Aaron berufen sich auf das Wort, aber sie merken etwas nicht, nämlich, daß sie selbst die Schuldigen sind, indem sie es tun. Das ist hochinteressant. Gott selbst weist sie zurecht:
"Und Jehova kam in der Wolkensäule hernieder und stand an dem Eingang des Zeltes; und er rief Aaron und Mirjam, und die beiden traten hinaus. Und er sprach: Höret denn meine Worte! Wenn ein Prophet unter euch ist, dem will ich, Jehova, in einem Gesicht mich kundtun, in einem Traume will ich mit ihm reden. [7] Nicht also mein Knecht Mose. Er ist treu in meinem ganzen Hause; mit ihm rede ich von Mund zu Mund und deutlich und nicht in Rätseln, und das Bild Jehovas schaut er. Und warum habt ihr euch nicht gefürchtet, wider meinen Knecht, wider Mose, zu reden?"
Bedauerlich ist auch dieser Umstand der Aussage Gottes über die Treue des Mose, nämlich mit dem traurigen Geschehnis von Aaron und Mirjam in Verbindung zu stehen. Es ist die Treuebestätigung Gottes gegen Mose durch eine Untreuebestätigung gegenüber Aaron und Mirjam. Familienzank könnten wir solches mit anderen Worten nennen, denn Mose und Aaron und Mirjam entstammten einer Familie.
Übertragen wir nun diese Familie auf heute, so würden wir die Familie der Kinder Gottes heute sehen, in denen es auch selbst unter Gläubigen genug Meinungsverschiedenheiten, Zwistigkeiten und Zank gibt. Selbst unter Denominationen finden wir solche Auseinandersetzungen – unter Glaubenswerken, von Werk zu Werk. Man scheut sich noch nicht einmal, vor Gericht zu gehen. Alles, was Gottes Wort im Neuen Testament verboten hat, wird getan.
Wir kommen zu den Ursachen, warum Aaron und Mirjam gegen Mose vorgingen:
Neid und Ehrsucht waren in ihren Herzen. Würden wir diese beiden – Mirjam und Aaron - vor diesem Geschehnis gefragt haben, ob sie neidisch, ob sie ehrsüchtig wären, würden sie beide prüfend in der Verantwortung, in der vollen Verantwortung vor dem Herrn, geäußert haben: Nein! Und das glaubten sie auch. Doch im Herzen war der Neid dennoch schon drin. Wir besitzen ein falsches Urteil über uns selbst. Wie Miriam und Aaaron. Und das im Boden wachsende Wurzelwerk ist mit den Augen nicht sichtbar. Aber zu irgendeinem Zeitpunkt kommt es zum Vorschein.
Wie Gott selbst die Dinge sieht und
wie Er sie behandelt, das ist wichtig. Wir sollen einen Blick für Sünde bekommen. Ich glaube, das ist etwas, was in der Gemeinde Jesu verlorengegangen ist. Wir haben einen Blick für Sünde, wie
wir sie sehen. Aber ich glaube, es ist notwendig, daß wir wieder lernen, Sünde zu sehen, wie Gott sie sieht. Das ist wieder etwas anderes.
„Und Jehova hörte es“ –
das sind nur vier Worte. – Sind wir uns bewußt, daß wir es mit einem heiligen Gott zu tun haben, der alles, alles hört? Der nicht nur alles sieht, der auch alles hört?! Wo wollen die Menschen vor solch einem Gott bestehen, wenn Du nicht das Opferblut des Christus angenommen hast, einmal vor dem weißen Thron zu stehen, vor Ihm, der alles in Deinem Leben gesehen und gehört hat? Jawohl, der lebendige Gott hört auch alle unsere Worte heute noch, auch die Deinen. Auch dann, wenn sie richtig sind, wie bei Aaron und Mirjam, Er hört sie. Er hörte damals und hört genauso heute, denn Christus ist derselbe, gestern wie heute. Er hört, was gegen Seine Knechte geredet wird, die der Herr – nicht die Knechte selbst – eingesetzt hat. Es ist ein gefährliches Unterfangen, sich nicht zu unterstellen.
Wer ist der Wächter über die Gemeinden? Der Herr selbst. Der Herr, lesen wir: „und Jehova hörte es“, Er hört es, und ihr wißt, Er hört genau zu. Hier geht es um die Mirjam und Aaron, die sich dem Mose nicht unterordnen wollten. Es geht um Ordnungen, um Gemeindeordnungen. Indem sie sich auf das Wort Gottes beriefen, meinten sie, sie bräuchten sich nicht mehr unterzuordnen. Sie bräuchten nicht mehr mitzutun, was er sagte. Darum redet der Herr nach V. 4 – hier heißt es: „plötzlich“ zu ihnen.
„Plötzlich“ ist immer ein Gerichtsreden Gottes. – Hinsichtlich Seiner zweiten Wiederkunft, der Wiederkunft Jesu, heißt es, daß Er kommen wird, wie der Blitz von Osten bis gen Westen ausfährt. So wird die Ankunft des Sohnes des Menschen sein. Der Herr wird „plötzlich“ über sie kommen. Auch im Prophetenwort hören wir oft diesen Ausdruck „plötzlich“. Das heißt, das „plötzliche“ zu ihnen Reden war ein Gerichtsreden. Aber der Herr redete völlig anders, als die beiden es erwartet und gedacht hatten. Das gab eine Wende. Eine ungeheuerliche Wende gab es in den Herzen der beiden.
Der Mose hatte sich mit keinem Wort geäußert. Diese drei Geschwister, Mose, Aaron und Mirjam, mußten in die heilige Gegenwart Gottes treten. So fing es an. Dann spendete der Herr den beiden kein Wort des Lobes über ihr mutiges Eintreten für Gottes Wort, kein Lob, sondern Er richtete die Worte an die beiden Unzufriedenen: nicht einverstanden! Er richtete Seine Worte an die Besserwisser und an die, die nicht genug geehrt waren. Das war versteckt und nicht außen sichtbar. Selbst zu ihrer eigenen Beurteilung hätten sie nein gesagt, und doch war es so. Denn überall dort, wo die Unterstellung fehlt, ist das Nein vordergründig.
Hier zeigt der Herr ganz klar, welchen Platz der Mose nach Gottes Wohlgefallen in Seinem Hause einnahm. Das war nicht das Haus des Mose, wie manche gedacht haben, sondern das Haus Israel. „Er ist treu in meinem ganzen Hause.“ Das ist das Haus Israel. Der Mose war es, der sich nicht selbst an diesen Platz des Hauses Israel gestellt hatte. Wohl aber hatte Gott ihn dazu berufen.
Den beiden gibt der Herr harte Schelte und fragt: „Warum habt ihr euch nicht gefürchtet, gegen meinen Knecht Mose zu reden?“ – Wir sehen das Maß der Strafe Gottes – welch eine Härte!
Weil die beiden gegen den Mose geredet haben, hatte Gott den zweien nichts mehr zu sagen. Darum ging der Herr – V. 9 – von ihnen fort. Er konnte in diesem Zustand der Sünde keine Gemeinschaft mehr unterhalten. Der Herr ging von ihnen beiden fort. Da ging Gott von den beiden weg. Aber zurück ließ Er etwas, und das ist Gericht.
Wißt Ihr, wenn Gott von Menschen weggeht, dann hinterläßt Er das Gericht. Das ist furchtbar! Aber wie schlimm ist das Anschauungsmaterial, das Gott eigentlich nur dazu bestimmt hat, an den Gottlosen dargestellt zu werden - hier an Seinem Hause! Aber ist es nicht die Übereinstimmung des Neuen Testamentes, daß Gott bzw. daß der Herr Jesus Sein Gericht an Seinem Hause anfangen läßt? So finden wir es eben auch da.
"Und siehe, Mirjam war aussätzig wie Schnee.“
Das war das Gericht Gottes. Aussatz ist das Bild des Sündengerichts, das Bild des überschwemmenden Gerichtes der Sünde ist Aussatz; und es gibt für den Aussätzigen keine Rettung mehr. – Von Natur aus sieht uns Gott alle in diesem Aussatz der Sünde: keine Rettung mehr. Aber gottlob, der Herr zeigt uns im Alten Testament Ausnahmen, daß solche, die aussätzig waren, noch gereinigt wurden. Wir denken unter anderem auch an den Naaman, der rein wurde. – Also sehen wir, daß es eine Reinigung von diesem tödlichen Aussatz der Sünde gibt.
Diesen tödlichen Aussatz der Sünde hat diese Mirjam als ein Gerichtsmittel bekommen. – Es ist immer eine sehr harte - und es ist immer eine sehr ernste Angelegenheit, wenn Gott nicht mehr durch Sein Wort die Herzen zur Unterwerfung bringt. Das ist überhaupt die erste Arbeit Gottes und Seines Wortes und Seines Geistes. Für solche hat dann der lebendige Gott in Seiner Liebe nur noch die züchtigende Hand zu fühlen, wie wir das auch hier bei der Mirjam sehen.
Auch die Geschichte des Volkes Israel zeigt uns alles das in solcher Deutlichkeit. Wir denken an Jerusalem: Als der Herr in Jerusalem einzog, brachten Ihm Seine Jünger und eine große Volkmenge Huldigung entgegen. Diese rühmten Seine Wunderwerke, und daraufhin forderten die Führer des Volkes Israel den Herrn auf, es den Jüngern zu verbieten. Da antwortete der Herr Jesus (das ist hochinteressant, das muß man alles wissen, wie die Zusammenhänge liegen):
„Ich sage euch: Wenn diese schweigen, so werden die Steine schreien,“ Luk. 19,40.
Später haben die Juden dann die Jünger zum Schweigen gebracht. Seit dieser Zeit finden wir in Jerusalem die Ruinen, auch die der Klagemauer. Über all diese Jahrhunderte des Ungehorsams hindurch sind nun diese Steine der Klagemauer am Schreien. Sie sind Zeugnis, die wider jene zeugen, die diese gottgemäßen Zeugen zum Schweigen gebracht haben. Dadurch schreien die Steine, die Trümmer. Diese Sprache ist gleich der in Offb. 16,5-6:
„Du bist gerecht, daß du also gerichtet hast.“
"denn Blut von Heiligen haben sie vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben. Sie sind es wert.“
Der sanftmütige Mose, der keine Rachgefühle kannte, nachdem Gott ihn verändert hatte (einstmals kam er in der Begegnung mit dem Ägypter aus sich heraus – wir kennen die Geschichte) verwendet sich sofort für seine Schwester vor dem Herrn. Es scheint auch, daß Mirjam und Aaron es gern gehabt hätten, wenn die ganze Angelegenheit vor dem Zelt der Zusammenkunft erledigt worden wäre. Auch Mose zeigt in seiner Fürbitte, daß er gemäß seiner Sanftmut zufrieden gewesen wäre, wenn die Gemeinde nichts davon erfahren hätte. Der Herr aber wollte es anders. Gott wollte, daß Mirjam sich als Aussätzige außerhalb des Lagers sieben Tage schämen sollte. Die Offenbarung von Gott her sollte bei der ganzen Gemeinde Israels Furcht bei Rebellion (das ist die Nichtunterwerfung) bewirken.
Die böse Saat der beiden wurde durch Gott geordnet. Doch der Zug des Volkes Israel durch die Wüste wurde wegen der Sünde Mirjams um diese Zeit aufgehalten. – Wie bitter mag es der Mirjam in diesen Tagen gewesen sein! Sie war Schuld am Nichtfortkommen der Gemeinde Israel in der Wüste.
Der Herr möchte mit uns zum Ziele kommen, indem wir durch Unterwerfung unserem Herrn Ehre bringen. Die Schrift ist voll solcher Warnungen für uns.
Daher kommt zum Schluß die Frage:
Bist Du darin treu?
Gott schenke uns allen seine Gnade darin, dass wir uns selbst erkennen.
Amen.
4. Mo. 12,14: „Und Jehova sprach zu Mose: Hätte ihr Vater ihr etwa ins Angesicht gespieen, sollte sie sich nicht sieben Tage lang schämen? Sie soll sieben Tage außerhalb des Lagers eingeschlossen werden, und danach mag sie wieder aufgenommen werden.“
4. Mo. 12,15: „Und Mirjam wurde sieben Tage außerhalb des Lagers eingeschlossen; und das Volk brach nicht auf, bis Mirjam wieder aufgenommen war. Danach aber brach das Volk von Hazeroth auf; und sie lagerten sich in der Wüste Paran.“